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Wanderwoche an der mittleren Elbe April 2017

09.05.2017

Eine Wanderwoche an der Mittelelbe

                                                       20. bis 27. April 2017

 

Mittlere Elbe - das Gebiet auf halber Strecke zwischen Dresden und Hamburg - Biosphärenreservat - Flachland - Mittelpunkt die Städte Dessau/Roßlau..... So etwa die wenigen Vorabkenntnisse, die die meisten von uns Teilnehmern zu dieser Wanderwoche mitbrachten sowie den Gedanken:  Schwierig werden die Wanderungen dort nicht sein!

Nun sind 21 Wanderfreunde aus Brambach, einem direkt an der Elbe gelegenen Ortsteil von Dessau, heimgekehrt und konstatieren: Donnerwetter, das war ja anstrengend! Jawohl, auch in der Elbniederung ist das Wandern kein gemütliches Dahinschlendern. Zwar ist der Radfernweg entlang der Elbe ideal - für Radfahrer! Wir Wanderer mögen keinen Beton unter den Füßen, höchstens mal ein kleines Stück, und schlagen uns lieber durch Gebüsch und unwegsames Gelände.

Herbert, unser wieder hervorragender Leiter der Wanderwoche, hat ja ohnehin eine Vorliebe für ungewöhnliche Wege (und Umwege!) und fand auch an der Elbe wieder welche. Wir folgten ihm willig, und so wurden vom "harten Kern" der Gruppe insgesamt 122 Kilometer gewandert, von einer kleineren Gruppe "nur" 117 Kilometer, und die Älteste schaffte immerhin noch 106 Kilometer.

Beim Wandern, schön über sonnenbeglänzte Wiesen, aber manchen Fluch erzeugend in Regengüssen und Hagelschauern, war uns mal heiß, mal kalt, aber nie langweilig.

Die Besonderheiten des Biosphärenreservates - Elbauen und Auwälder im ersten frischen Frühlingsgrün, allüberall bizarr verästelte alte Eichen und immer wieder längs des Weges die meist träge dahinfließende Elbe - konnten wir fast täglich in den wechselnden Wettern in uns aufnehmen.

Zu jeder Wanderwoche gehört aber mehr als nur "Laufen durch die Natur". Schließlich gibt es Orte und Städte zu erleben, Historie zu ergründen, Menschen kennenzulernen. Das konnten wir an der Mittelelbe reichlich!

In Zerbst war es die "Begegnung" mit der Geburtsstätte Katharinas der Großen, damals Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg. Dort wehte uns aber auch noch ein Hauch des Grauens vom letzten Krieg an in Gestalt der als Ruinen erhaltenen Kirchen aus der damals zu 80% zerstörten Stadt.

Die Geschichte Akens konnten wir in einem liebevoll gestalteten Heimatmuseum nachempfinden, und in Dessau fesselte das Junkers-Technik-Museum unsere Aufmerksamkeit und besonders das technische Interesse unserer Männer..Mir blieb ein Ausspruch von Hugo Junkers haften (dem die Nazis nicht wohlgesonnen waren, obwohl sie seine Erfindungen nutzten und seine Flugzeuge bauten): "Unsere Ziele sind höher gesteckt, nämlich das Flugzeug zu benutzen, um die Menschen und die Nationen einander näher zu bringen."

Dann bot uns Roßlau eine Geschichtslektion im Schifffahrtmuseum, das interessant, bunt, nicht "museumswissenschaftlich" gestylt und ohne viel Erklärungen die Exponate für sich sprechen lässt.

Eine Besonderheit fiel auf: Bei der Stadtführung in Zerbst und in den Museen in Aken, Dessau und Roßlau waren es ältere Rentner, die uns engagiert und sachkundig (weil lebenslang mit dem von ihnen beschriebenen Ort oder Werk verbunden!) führten und mit Fakten und Geschichten gelegentlich förmlich überschütteten. Mögen sie gleichgesinnte Nachfolger finden, um den Nachgeborenen weiterhin die Zeugnisse der Vergangenheit zu vermitteln!

Einen kleinen Ort lernten wir kennen, der keine bedeutende Historie aufzuweisen hat, aber auf seine Art eine Besonderheit darstellt: Steckby, wie aus einem Katalog "Für schöne Dorfgestaltung"! Individuell gestaltet und gepflegt, so etwas sahen wir noch nie!

In der Vogelschutzwarte, einer Außenstation des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, erzählte uns eine Mitarbeiterin in lockerem Vortrag Wissenswertes über die erstaunliche Vielfalt an Vögeln und Tieren (Biber!) in dieser Landschaft.

Immer mal wieder trafen wir unterwegs in den Städten, Orten und in der Landschaft auf Spuren der Hochwasser, die 2002 und 2013 zu Katastrophen ausgeartet waren.

 

Nicht alle Wanderungen konnten vom Ausgangspunkt Brambach aus gestartet werden, und weil öffentliche Verkehrsmittel in dieser Gegend rar sind - weil nicht benötigt - , hatte Herbert uns im voraus einen Kleinbus für nötige An- und Abfahrten "gemietet", bequemer ging es nicht!    

Die kleine Hotelfähre, die uns bei Bedarf hin oder her über die Elbe brachte, war ein weiteres "Hilfsmittel" zum Beginn oder Ende einer Wanderung.

"Unser" Hotel, die "Elbterrassen", darf auch nicht unerwähnt bleiben: Gut ausgestattete Zimmer, verteilt auf zwei Häuser, boten Gewähr für Erholung und zusätzliche Entspannung, weil man aus allen Fenstern die Elbe im Blick hatte.

Individuelle Abendgestaltung war in den teilweise großzügigen Wohnräumen gut möglich. An zwei Abenden fanden wir uns gemeinsam im Saal des Restaurants zu von Herbert vorbereiteten DVD-Vorträgen zusammen (über Zerbst und den Verlauf der Elbe), und ein weiterer Abend vereinte uns bei Gesang - natürlich unserer eigenen Wanderlieder! - und heiteren Gedichtvorträgen.

Für einen fröhlichen Abschluss dieser Wanderwoche sorgte die Überreichung eines Elbe-Ehrendiploms an jeden von uns, eine tolle Idee von Herbert, ausgeführt von seinem Zerbster Cousin.

Wie nach jeder Wanderwoche, kann auch nach dieser wieder festgestellt werden: Sie hatte von Inhalt und Ablauf ihren eigenen Charakter, verlief harmonisch und war dank der perfekten Organisation durch Herbert ein voller Erfolg!

 

Nachtrag: Einen "eigenen Charakter" hatten auch An- und Abreise! Sie klappten nämlich wie geplant und in kürzerer Zeit wie bei manch einer Tageswanderung in diesem Frühjahr!

Keine Zugverspätung, kein Ausfall, kein SEV und immer Sitzplätze - erstaunlich, aber wahr!

 

Elisabeth Kuban-Fürl 

(Foto: Detlef Käbel)

- weitere Fotos siehe unter Schnappschüsse -

 

Bild zur Meldung: Wanderwoche an der mittleren Elbe April 2017