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Der 114 Deutsche Wandertag in und um Bad Harzburg

29.08.2014

            

Wie üblich, verbanden wir, 27 Mitglieder des Niederbarnimer Wanderclubs Bernau,  die Teilnahme am Deutschen Wandertag auch diesmal wieder mit  einer selbst gestalteten Wanderwoche, in der wir dem Motto des Wandertages „Weltkultur erwandern – Mythen erleben“ folgten. Der Harz bietet sich dafür als ideales und anspruchsvolles Wandergebiet an.

Ausgehend von unserem überaus gastlichen Quartier, dem familiengeführten Hotel „Haus Prinz“ in Bad Harzburg, unternahmen wir vom 10. bis 17 . August 2014 täglich von Inhalt und Anforderungen her sehr unterschiedliche Wanderungen. Bernd Pierschel, unser seit Jahren bewährter Wandertags-Wanderleiter, hatte sie klug dosiert, so dass kein Tag dem anderen glich.

So begingen wir den Ein- und Ausstand der Woche jeweils mit dem Besinnungsweg hoch über Bad Harzburg und konnten von der Bergbahn aus unsere Begrüßungs- und Abschiedsblicke über die uns zu Füßen liegende Stadt schweifen lassen. 

Schon am zweiten Tag ging es heftig zur Sache, 26,5 Kilometer und damit die längste Wanderstrecke der Woche hatten wir am Abend in den Beinen! Eine Rundwanderung führte uns durch stein-, aber auch pilzreiche Waldlandschaften und durch verschiedene Ortsteile Harzburgs, fast alle auf –rode endend. Diese Ortsnamen gehen auf die Rodungen im Mittelalter zurück, als viele der ursprünglichen Wälder dem Bergbau zum Opfer fielen. Im heutigen, noch überwiegend Fichtenwald, passierten wir das „Krodoland“, die Heimat des Götzen Krodo aus vorchristlicher Zeit. Krodo ist heute als „Hüter der Quellen und der Lebensgeister“ das vielgeliebte Maskottchen von Bad Harzburg und war neben dem Hexenpüppchen das zweite Wahrzeichen des Wandertages.

Laufen über Stock und Stein und bergauf – bergab konnte auf dieser Wanderung schon mal geübt werden und wurde im weiteren fast täglich mehr oder weniger intensiv praktiziert.

Besonders anstrengend waren die langen Anstiege, zum Beispiel ab Goslar nach kurzer Busfahrt auf dem Weg zur Schalke am Grenzweg mit dem Wanderführer Otto Kistner vom Harzclub Goslar. Durch die schöne, zum größten Teil fichtenbestandene Landschaft gelangten wir zur Mittagspause in den Maltermeister Turm, ein trutziges Bauwerk aus alten Zeiten, und von da aus hinunter nach Goslar. Hier, ausgehend von der Kaiserpfalz, beendeten wir den Tag   mit einem Rundgang durch die von gepflegten Fachwerkbauten geprägte Weltkulturerbe-Altstadt. 

Ein anderes Gepräge hatte die Wanderung entlang der Oker , ausgehend vom „Königreich Romkerhall“ auf schmalem, steinigem Pfad auf und ab durch die romantische Uferlandschaft.

Ähnlich, aber noch abwechslungsreicher und imposanter war anderntags der Weg entlang der wild schäumenden Ilsefälle. Hier machten wir Station bei Heinrich Heine, d.h. an seinem Gedenkstein, wo Helga Pierschel uns mit einer Lesung Heinescher Gedanken erfreute. Später, als wir tapfer die Felsbrocken zum Ilsestein erklommen hatten, lauschten wir erneut dem, was es dort Lustiges und Sagenhaftes über die schon am Anfang besuchten Rabenklippen, den Ritter Ramm und die Prinzessin Ilse vorzutragen gab. 

Zwischen Felsen bewegten wir uns auch an den Kästeklippen, als wir vor dem Abstieg ins Okertal zwischen bizarren, hoch aufgetürmten steinernen Gebilden weite Ausblicke ins Tal genossen. 

Nicht fehlen durfte der Marsch zum Brocken, bei morgendlichem Nebel am Torfhaus begonnen und nach kräftezehrendem Aufstieg zwar bei Sonnenschein, aber kaltem Wind mit guter Fernsicht belohnt. Am Ende des Rückweges gab es noch einen Abstecher übers Große Torfhausmoor. Obwohl wir 21 Kilometer gewandert und bei der Heimkehr rechtschaffen müde waren, fehlte keiner, als wir uns am Abend, frisch renoviert, im Garten des Hotels zur Grillparty zusammenfanden. Leider verkürzte ein bald einsetzender Starkregen das vergnügte Beisammensein, das uns die gesamte Hoteliers-Familie Walbracht perfekt ausgerichtet hatte. 

Fast nur ein Spaziergang war dagegen am Tag danach die thematische Wanderung durch das „Weltkulturerbe Oberharzer Wasserregal“, kenntnisreich und humorvoll geführt durch Rolf Niebaum, Mitarbeiter der Harzwasserwerke Clausthal-Zellerfeld. Beim Weg vorbei an den Teichen, Gräben und sog. Striegelhäusern erfuhren wir, dass diese Anlagen ab 1536 von den Bergleuten für die Erzeugung von Wasserkraft durch Antrieb von Wasserrädern gebaut wurden. Sie sind noch heute zum größten Teil voll funktionsfähig und dienen u.a. der Regulierung von Hochwasser. Eine Hochachtung verdienende, nachhaltig wirkende ingenieurtechnische Meisterleistung unserer Altvorderen!

Später gab es als kulturhistorischen Höhepunkt in Clausthal noch die riesige Marktkirche „Zum Heiligen Geist“, die größte ganz aus Holz erbaute Kirche Deutschlands und blau angestrichen, zu bewundern. Beim Fleischer nebenan wurde uns nach deftigem Mahl gegen Vorzeigen unserer Hexe „Flugbenzin für Hexen“ kredenzt, hochprozentig und lecker! 

Manche zog es an diesem und dem folgenden Abend in die Stadt zur Festmeile und zu div. Bühnenveranstaltungen, aber erst am Sonntag, dem 17. August, traten wir alle gemeinsam und wieder auffallend beim Festumzug in Erscheinung. Mit den orangenen T-Shirts und den bunten Blumenschirmen bildeten wir erneut einen Blickfang im viel bejubelten Zug, bei dem ein begeistertes Publikum und flotte Blasorchester am Straßenrand für Stimmung sorgten.

Auch bei diesem Wandertag wurde wieder klar, welche große, vielgestaltige, lebensfrohe Gemeinschaft die Wanderer sind. Und – nicht zu übersehen und zu überhören!  Jedes Bundesland, ja jede Region versteht es, seine Schönheiten und Besonderheiten ins Bild zu setzen und zu zeigen, was für eine wunderbare (und wanderbare!) Heimat wir haben und erhalten müssen!

 

Dass wir unseren Heimweg am gleichen Abend in guter Stimmung und mit besten Erinnerungen antraten, versteht sich von selbst! Insgesamt hatten wir 2 796 bewältigt.

Auf nun zum 115. Deutschen Wandertag im nächsten Jahr in  Paderborn!

 

Elisabeth Kuban-Fürl

 

(unter den Downloads einige Fotos zum Wandertag von Bernd Pierschel und Sigrid Milde)

 

Bild zur Meldung: Der 114 Deutsche Wandertag in und um Bad Harzburg